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Theater, TEXT <piano, pianissimo> German 30th July, korean -2 |
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³¯Â¥ : 09-06-24 08:32
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1. Kapitel: Treffen und Aufregung
Schwarze Bühne.
Auf der linken Seite der Bühne sitzt Anja an einem Tisch und tippt auf ihrem Notebook.
Nur das Licht des Notebooks beleuchtet die Bühne.
Um sie herum liegen chaotisch Bücher und Papierstapel.
Rechts steht ein schwarzer gro©¬er Flügel und man sieht nur dessen Umriss.
Anja zündet sich eine Zigarette an.
Unruhig und nervös sucht sie in ihren Unterlagen.
Jedes Mal wenn sie eine Seite umblättert, erscheint eine stille Videoprojektion.
Stille.
Mehrere Fotos von Elena Ivanovna Diakonovna und Gala Dali werden gezeigt.
Bilder, auf denen Gala mit Paul Éluard oder Max Ernst zusammen zu sehen ist, und Bilder, auf denen nur Paul Éluard und Max Ernst zu sehen sind, wechseln sich schnell ab.
Die Bilderabfolge stoppt mit dem Bild von Max Ernst. Anja spricht ihren Monolog, währenddessen ist ein Bild von Max Ernst aus dem Jahre 1920 zu sehen.
Anja tippt auf ihrem Laptop, dann steht sie auf, setzt sich wieder hin, steht und läuft ein bisschen herum.
Anja: Gala! diese Frau ist verrückt! Wirklich verrückt! Wenn sie nicht verrückt wäre, hätte sie neben Paul nicht diesen deutschen Maler lieben können.
Max, er schneidet die Bilder von historischen, anatomischen und zoologischen Fotos aus und macht aus ihnen eine Kollage. Dieser Maler benutzt keine Farben und Pinsel, sondern eine Schere und Kleber.
Im April 1921, als er in Köln, wo er zu der Zeit auch lebte, eine Ausstellung machte, äu©¬erte er während der Ausstellung obszöne Dinge und Provokationen, worauf er von der Polizei festgenommen wurde, was ihm von den Dadaisten gro©¬en Beifall einbrachte.
Das Motto der Dadaisten lautete: Autoritäten sind Müll, der vernichtet werden muss.
Sie halten das für eine ehrliche Kunst.
Schei©¬ Kunst!
Dieser Kerl, der ist wirklich ein Deutscher!
Auch nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, hielten die Franzosen die Deutschen für ihre Feinde und hassten sie. Aber diese russische Frau hat einen französischen Dichter geheiratet und mit ihm gelebt und gleichzeitig liebte sie einen anderen, dazu noch einen Deutschen? Sie ist verrückt, oder?
Anja erschrickt.
Nein, natürlich nicht, sie ist nicht verrückt, sie ist Gala, Gala kann das tun. Gala kann alle Männer lieben, egal ob ein Mann aus Frankreich, Deutschland oder Spanien kommt. Das ist Gala. Aber (nachdenkliches Gesicht) wer ist der französische Typ, dieser Paul, den Gala geheiratet hat? Sogar dieser französische Dichter hat diese Genialität von Max früh bemerkt und sich für dessen Kunst begeistert. Wie konnte er seine Ehefrau an Max weitergeben? Ist das Inzest? Verdammt! Was soll das, ist das so, dass die beiden Kerle dieselbe Frau fickten? Ich guck mal (sie blättert in ihren Unterlagen) „ich liebe Max Ernst mehr als Gala,¡° dieser französische Kerl spinnt total. Er liebt diesen Mann mehr als seine Frau? Ist er schwul? Ja, er ist schwul. (Langsam gehend. Sie bleibt plötzlich stehen und denkt nach). Total durcheinander! Völlig chaotisch! Wollte er zeigen, dass er seine gro©¬e Liebe zu Gala mit einem anderen Mann teilen kann? Damit wollte er Max von seiner gro©¬zügigen Freundschaft überzeugen. Gala und Éluard hatten eine gemeinsame Tochter. Ist nach ihrer Geburt die Leidenschaft füreinander abgeflacht? Suchten sie deswegen eine Abwechselung? Oder wollte er mit dem Mann, der ihm so ähnlich ist und mit dem er sich identifiziert hat, auch eine Liebesbeziehung führen?
Sie blättert wieder in ihren Unterlagen. Unter dem Tisch findet sie, was sie sucht.
Ah hier ist es! Sie schaut nach. In dem Moment klingelt ihr Handy. Sie zögert und geht ran.
Schei©¬e! Hallo! Was denn, wir sind fertig miteinander! Ruf mich nicht mehr an! Bitte! Was? Was? Ich soll deine gro©¬e Liebe sein? Und was ist dann mit meiner Schwester und der anderen Frau, mit der du gerade fickst? Was, ich soll dir zuhören? Okay, dann sag schon, was du willst! Was! „Küsst meine geschwungene Hüfte, all mein wollüstiges Fleisch, mit ungeheuerlichen Absichten. Aber lasst mein Geschlecht und meinen Mund¡°. Du spinnst total! Was? Ich soll dir ein Aktfoto von mir schicken? Ich leg jetzt auf, du Schei©¬kerl! Sie wirft das Handy weg und sucht eine Zigarette. Die Schachtel ist leer. Sie wird nervös und geht hin und her. Sie hebt das Handy auf und wählt eine Nummer. Man hört den Verbindungston. Niemand geht ran.
Bitte geh ran, du Schei©¬kerl, bitte geh ran! Sie schreit und plötzlich fleht sie. Bitte geh ran, geh ran, bitte bitte!
Dunkel.
Musik, schnell und leicht.
Projektion: Anjas Reise nach Paris. Man sieht Anja, sie recherchiert weiter nach Gala.
Schnell wechselnd werden Bilder der Stadt Paris gezeigt.
S#1: Paris, Saint Germain de pres, Café Flora café du flore.
Claudia sitzt drau©¬en in einer Ecke und liest ein Buch. Sie wirkt sehr frisch. Anja sitzt am Nebentisch von Claudia. Die beiden Frauen haben kurzen Blickkontakt miteinander. Anjas Blick bleibt bei Claudia.
Anja nimmt ein Stück Papier und einen Stift und beginnt etwas zu notieren. Claudia ist sehr konzentriert am Lesen. Anja wendet sich an Claudia: „Ca vous plait votre livre?¡°, Claudia antwortet auf Französisch, „Excusez moi, ah oui, c¡¯est interessant!¡°
(Gespräch weiter auf französisch)
Anja: „Was für ein Buch lesen sie? Ist es auf englisch?¡°
Claudia: „Das ist ein Buch über das Gespräch zwischen Helen Nearing, 90 Jahre alt, und Tami Simon, anlässlich ihres neunzigsten Geburtstags.¡°
Anja: „Sie ist 90 Jahre alt, oh mein Gott! Hat sie immer noch was zu sagen?¡°
Claudia (ihr Gesicht erhellt sich): „Natürlich! Jetzt wartet sie fröhlich auf das Sterben.¡°
Anja: „Wie bitte? Sie wartet fröhlich auf das Sterben?¡°
Claudia: „Sie sagt, sterben bedeutet nicht, dass alles zu Ende geht. Das denke ich auch. Eine grö©¬ere Welt. Wir fliegen aus dem engen Paris in eine andere gro©¬e, endlose Welt¡°
Anja schaut in Claudias Augen: „Seit wann denken Sie so?¡°
Claudia: „Seit drei Jahren. Seit dem Morgen als ich meinen neunzehnten Geburtstag feierte.¡°
Anja. „Leiden Sie oft an Kopfschmerzen?¡°
Claudia: „Warum Kopfschmerzen?¡°
Anja: „Ich meine, wenn man oft über den Tod nachdenkt, kriegt man Kopfschmerzen.¡°
Claudia: „Ich habe noch nie Kopfschmerzen gehabt. Ehrlich gesagt, ich wei©¬ nicht einmal, was Kopfschmerzen sind. Übrigens, Sie kommen nicht aus Paris oder?¡°
Anja: „Ich komme aus Berlin. Ich bin hier, um für einen Roman, an dem ich gerade schreibe, zu recherchieren.¡°
Claudia erfreut auf Deutsch: „ Sie sind Schriftstellerin. Worum geht es in ihrem Roman?¡°
Anja: „Gala¡°
Claudia: „Gala? Geht es um ein Fest? Gala ist ein italienisches Wort und bedeutet das Fest, oder?
Anja: „Fest? Fest. Naja, Gala versucht ihr Leben lang, ein luxuriöses Dasein zu führen. Daher passt das Wort ganz gut zu ihr. Sie sprechen sehr gut deutsch.¡°
Claudia: „Als Kind habe ich in Bonn gelebt. Mein Vater hat da gearbeitet. Von acht bis elf hab ich da gelebt, drei Jahre lang. Ist Gala Französin?¡°
Anja: „Nein!¡°
Claudia: „Dann ist sie Deutsche?¡°
Anja: „Nein, sie ist Russin. Als sie im selben Alter war wie Sie, kam sie nach Paris.¡°
Claudia: „ Ah, jetzt wei©¬ ich, die Gala, von der sie sprechen, ist die in Kasan geborene russische Frau Elena Ivanovna Diakonovna, Gala Dalí.
Anja: „Stimmt! Gala war die Ehefau von Dali und davor war sie mit Paul Éluard verheiratet, dessen erste Ehefrau sie war.¡°
Claudia: „Sie war auch die Liebhaberin des deutschen Malers Max Ernst.¡°
Anja: „Woher wissen Sie so genau über Gala Bescheid? Haben Sie ein besonderes Interesse an ihr?¡°
Claudia: „Nein, ihre Biografie kenne ich nicht so genau. Ich wei©¬ nur, dass sie in den 20er Jahren mit ihrem Mann Paul Éluard und seinen Freunden, den Dadaisten, gerne in dieses Café gekommen ist. Und das habe ich aus dem Buch von Dominique Bona mitgekriegt, die über Gala geschrieben hat.¡°
Anja: „Wie hat Ihnen das Buch gefallen, fanden Sie es interessant?¡°
Claudia: „Ja, ich fand es interessant. Aber die Biographie über den Schriftsteller Romain Gary fand ich spannender. Pardon, wie hei©¬en Sie denn?¡°
Anja: „Ah, wir haben uns noch gar nicht vorgestellt! Ich hei©¬e Anja Lacasa. Und Sie?¡°
Claudia: „Ich habe einen deutschen Namen. Ich hei©¬e Claudia Kramer. Mein Vater ist Deutscher.¡°
Anja: „Ach so. Haben Sie vielleicht Feuer? Rauchen Sie?¡°
Claudia: „Nein, ich rauche nicht. Aber ich habe immer Streichhölzer dabei.¡°
Anja: „Warum haben Sie immer Streichhölzer dabei, wenn Sie Nichtraucherin sind?¡°
Claudia: „Ich mag es, Streichhölzer anzuzünden! Weil ich damit jedes Mal die Welt ein bisschen heller mache. Und ich kann den Rauchern Feuer geben, wenn sie keins dabei haben.
Claudia zündet ein Streichholz an, doch es zündet nicht, sie versucht es noch ein Mal und schützt mit ihren Händen das Feuer, das sie nun Anja reicht.
Anja nimmt das Feuer von Claudia und schaut direkt in Claudias Gesicht, das nun ganz nah ist. Sie stö©¬t den Rauch seitlich aus.
Claudia weicht zurück. Anja wedelt den Rauch weg. Sie entschuldigt sich. Sie lächeln sich an.
Claudia: „Wie lange wollen Sie in Paris bleiben?¡°
Anja: „Morgen reise ich ab. Ich habe morgen einen Termin in Berlin.¡°
Claudia: „Ich fahre nächsten Monat nach Berlin, ich gebe da ein Konzert.¡°
Anja: „Ein Konzert in Berlin?¡°
Claudia: „Ich spiele Klavier.¡°
Anja: „Ah, Sie sind Pianistin. Eine wunderschöne Pianistin.¡°
Claudia schaut etwas verlegen.
Anja: „Wenn Sie nach Berlin kommen, gehen Sie nicht ins Hotel, Sie können bei mir wohnen. Ich habe auch einen Flügel zu Hause.¡°
Claudia: „Spielen Sie Klavier?¡°
Anja: „Jetzt nicht mehr. Ich habe einen Steinway Flügel. Ich werde ihn für Sie stimmen lassen.¡°
Claudia: „Wirklich? Bereitet das Ihnen nicht zu viele Umstände?¡°
Anja: „Nein, es ist mir ein Vergnügen, das für eine so schöne Frau zu tun.¡°
Claudia schaut wieder verlegen.
Anja: „Darf ich mal?¡° Sie streckt plötzlich ihre rechte Hand aus, um ihr über die Wange zu streicheln.
Claudia ist etwas überrascht und beschämt und gibt ein ganz schüchternes „Ja¡° von sich.
Anja streichelt ihre Wange.
Die obige Szene kann entweder als Videoprojektion gezeigt werden, die in Paris gedreht wurde, oder als gespielte Szene auf der Bühne mit Fotoabfolge von Paris.
Videoprojektionen zeigen, dass Anja und Claudia auf den Spuren von Gala in Paris unterwegs sind. Saint Denis de la Chapelle (Kirche, wo Gala und Paul Éluard geheiratet haben), Odeonstrasse 7 (les gens de..... Bücherladen, in dem sich Paul Éluard, Andre Breton, Guilliame Apollinaire, Gala sich aufgehalten haben).
#2
Nachts in einem Pariser Café.
Claudia bläst die Kerze auf dem Tisch aus, die den Tisch erhellt hat, und holt ihre Streichholzschachtel aus der Tasche und zündet die Kerze wieder an.
Claudia und Anja lächeln leicht. Anja berührt mit ihrer rechten Hand Claudias Wange und ihre Lippen und küsst sie auf den Mund.
Claudia ist etwas verwirrt. Sie lässt es geschehen. Der Kuss wird intensiver.
Anja flüstert: „Ich liebe dich, Claudia!¡°
Claudia: „Ehrlich? Lieben Sie mich wirklich? Lieben Sie nicht jemand Anderen? Sondern MICH? Die wievielte Liebe bin ich in ihrem Leben?¡°
Anja schaut nach unten: „Entschuldigung, ich kann mich nicht mehr erinnern.¡°
Claudia nimmt Anjas Hände in ihre: „Sie sind meine erste Liebe.¡°
Anja: „Was? Ist es möglich, dass Männer eine so schöne Frau links liegen gelassen haben?¡°
Claudia: „Es gibt schon Männer, die mich wollen, aber ....¡°
Anja: „Aber?¡°
Claudia: „Ich konnte mich nie verlieben.¡°
Anja: „Warum? Warum konntest du dich nicht verlieben?¡°
Claudia: „Ich wei©¬ es nicht. Ich kann es mit Worten nicht erklären. Sie verstehen es vielleicht nicht, aber an dem Tag, an dem Sie mich im Café Flora angesprochen haben, hatte ich das Gefühl, dass es Schicksal war. Ich habe geahnt, dass ich mich in Sie verlieben würde. Ach, haben Sie keine Angst, ich bin nicht so ein Teenager, der seine erste Liebe nur im Kopf und in der Phantasie lebt, und dem anderen dadurch viel Liebeskummer bereitet.¡°
Anja streichelt Claudias Wange.
Claudia nimmt Anjas beide Hände: „Was lieben Sie am meisten? Ich liebe Bäume. Ich liebe Bäume wirklich sehr.¡°
Anja: „Du liebst Bäume? Ich liebe auch Bäume. In Berlin gibt es einen Park mit einem sehr gro©¬en Baum. Wenn du nach Berlin kommst, lass uns da hingehen.¡°
Claudia fröhlich: „Wirklich? Wirklich?¡°
Anja legt ihre Hand in Claudias Nacken und zieht sie an sich und küsst sie leidenschaftlich.
Dunkel.
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