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Theater, TEXT <piano, pianissimo> German 30th July, korean -4 |
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³¯Â¥ : 09-06-24 08:40
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3.Kapitel: Vergiftung
Bühne:
Anja schreibt an ihren Laptop. Claudia spielt Klavier. Das Klavierspiel ist nicht zu hören, man hört nur das Tippen von Anja. Das Tippen und das Klavierspiel sind fast synchron.
Anja steht auf. Anja geht laut sprechend auf und ab.
Anja: Gala! Gala! Gala! „Die Verzweiflung hat keine Flügel. Die Liebe auch nicht. Ich bewege mich nicht. Ich sehe die Leute nicht. Ich sage den Leuten nichts. Ich bin bestimmt lebendig, wie meine Liebe und meine Verzweiflung.¡°
Claudia schaut Anja an
Anja: Claudia, Paul wusste immer, dass Gala ihn eines Tages verlassen würde. Aber der verrückte Paul hat Gala geliebt und sie nach Max Ernst immer wieder anderen Männern vorgestellt. Warum hat er das getan? Er hat seine sexuelle Fantasie weiter angetrieben. Zitat Brief von Paul: „... Meine Liebe, meine Sü©¬e, meine Liebe, es ist mir gerade eine wunderbare Fantasie eingefallen¡¦ ich liege im Bett mit einem unbekannten Mann.....du hast mich geküsst, ich lege meine Hand auf deine Brust. Deine Hand sucht den unbekannten Mann und greift seinen Penis. Ich sehe die Szene in deinen Augen.¡°
Paul hat immer behauptet, dass er Gala am meisten geliebt hat, obwohl er mit anderen Frauen geschlafen hat. Warum hat Paul Gala nicht vergessen, obwohl er Gala an andere Männern gegeben hat.
Claudia, ohne zu reagieren, schaut Anja an.
Anja: Dominique Bona hat in ihrem Buch geschrieben, dass das Liebesspiel von Paul Éluard und Gala verschiedene Regeln hatte. Paul hat mit mehreren Frauen geschlafen, trotzdem hat er eine tiefe Liebe zu Gala gespürt. Andererseits brauchte ihre Liebe keine Sehnsucht nach Vergangenheit. Ihre Liebe war nur in der Gegenwart lebendig. Ihre Liebe löschte die Vergangenheit komplett. Aber wie kann man die Vergangenheit löschen? Kann man überhaupt die Vergangenheit löschen? Wie ist es möglich, die ganze Vergangenheit zu löschen? Auf jeden Fall hat Gala ihre Vergangenheit gelöscht. Sie hat Salvador Dalí getroffen, der zehn Jahre jünger als sie war. Das Treffen hat Paul Éluard auch geplant. Ihr Ehemann Paul hat ihr empfohlen, Dalí zu besuchen.
Claudia steht vom Klavierstuhl auf und geht zu Anja.
Anja dreht sich zu Claudia um.
Anja: Moment, Claudia bleib stehen. Ich will Musik anmachen. Wir tanzen wie Gala und Dalí das erste Mal, als sie sich in Katalonien in Spanien getroffen haben.
Anja schaltet den CD Player ein.
Die Tanzmusik spielt „seidene Dame¡°.
Anja breitet ihre Arme aus und geht zu Claudia.
Claudia bewegt sich rhythmisch zur Musik.
Anja geht um Claudia herum und tanzt.
Eine Weile konzentrieren sich die beiden auf das Tanzen.
Claudia tanzt erotisch und leidenschaftlich.
Anja stoppt ihren Tanz und schaut ihr zu.
Claudia nähert sich Anja und macht sie an.
Anja: Mein Baby, wir werden nicht mehr auseinander gehen. Meine Liebe! Zieh deine Kleidung aus.
Claudia zieht ihre Kleidung zum Rhythmus der Musik schüchtern aus.
Anja: Deine Brüste und deine wunderschönen Hüfte. Oh Claudia, ich bin Dalí, du bist jetzt Gala.
Sie umarmt Claudias Rücken und sie legen sich zusammen hin.
Press mich! Töte mich! Stark!
Claudia sitzt auf Anja und sie liebkosen sich.
Anja: Stark wie ein Mann, stärker.
Claudia steht auf und geht von Anja weg.
Claudia: Ich bin kein Mann. Ich habe kein Ding zwischen den Beinen. Ich bin weder Gala noch Salvador Dalí. Ich bin Claudia!
Dunkel.
In der Projektion sieht man, dass Hitler einen Vortrag hält. Man hört seinen Vortrag.
Während der Projektion steht Anja auf der Bühne und hebt ihren rechten Arm hoch.
Claudia bleibt stehen und senkt ihren Kopf.
In der Projektion erscheint das Foto von Gala und Dalí, auf dem sie am 07.12.1936 mit einem Schiff im New Yorker Hafen angekommen sind.
Anja zum Publikum.
Anja: Ich bin Salvador Dalí. Ich bin ein gro©¬es Genie. Ich bin Surrealist. Ich verehre die starke Macht. Das Starke verehre ich. Ich bin für Hitler und für Präsident Franco. Wenn sie mich nicht stören, meine Freiheit nicht berauben. Aber Europa ist katastrophal und sehr unruhig. Ich möchte meine Kunst nicht da machen, wo ein Krieg passiert. Ich hasse den Krieg, weil ich Pazifist bin. Deswegen bin ich nach Amerika gekommen. Weil ich die Macht Amerikas vergöttere. Deswegen bin ich nach Amerika gekommen. Ich bin nach Amerika gekommen, um Dollar zu verdienen. Dekoration von Schaufenstern, Alkoholwerbung und Korkenzieher. Alles ist Kunst, wenn mein Name drauf ist. Das ist surrealistische Kunst. Sehr geehrte amerikanische Journalisten, bitte stellen Sie mir Ihre Fragen! Warum ist Gala mit einem Hut aus Schafrippen nach Amerika gekommen? Ich liebe die Rippen des Schafes und meine Frau. Ich sehe keinen Grund, warum ich die Rippen als Gemälde nicht malen darf. Ach Herr Journalist. Dieses Rippenfleisch ist nicht gebraten, es ist roh. Warum ist es roh? Welch eine lächerliche Frage... meine Frau ist roh und das Gerippe des Schafes ist roh. Und ich spüre meine sexuelle Fantasie nur durch meine Frau. Gala ist die einzige Frau der Welt, die mich sexuell befriedigen kann. Natürlich hat sich diese Frau von dem Dichter Paul Éluard geschieden. Den Grund wei©¬ ich auch nicht. Vielleicht habe ich ihr gut gefallen. Haha. Herr amerikanischer Journalist, fragen sie mich jetzt nach meinem Privatleben? Kein Problem! Ich antworte ehrlich. Galas Körper ist natürlich und ist mit sü©¬en Reizen erfüllt. Wenn ich mit Gala schlafe, erreich ich nach nur paar Minuten eine Explosion. Im Orgasmus, der voll von heiligen, schönen architektonischen Bildern ist, möchte ich nur in Gala meinen Saft ergie©¬en. Haha, dieser amerikanische Journalist hat soviel Interesse an meinem sexuellen Geschmack. Ich bin immer ein ehrlicher Mensch. Ich neige zum Spannen. Man muss sich nicht immer selbst die Mühe machen. Nur Gala ist genug für mich. Mein Geschmack ist es nicht, dass ich es mit der Frau direkt mache. Das passt nicht zu mir. Ich berühre die Frau nicht, sondern gucke nur und genie©¬e. Gleichzeitig hole ich mir einen runter. Was? Sie verstehen das nicht? Das ist Masturbation, wenn jemand selbst seine Genitalien reibt.
Projektion in der Mitte. Jean-François Millet ¡°The Angelus¡± 1857-59, Öl auf Leinwand, 55. 5 66, Musée d¡¯Orsay Paris.
Es erscheint ein Bild von Salvador Dalí, das er parodiert hat.
Angelous, ca. 1932, oil on wood, 16x21.7 cm, private collection.
Anja zeigt auf das Bild.
Anja: Ich, Dalí, sage euch: Der Wert der Arbeit von Menschen ist eine lustlose Propaganda. Ich habe Lust bekommen, dieses bekannte Bild lächerlich zu machen. Auf dem Bild Millets versteckt ein Mann mit seinem Hut seinen aufgerichteten Schwanz, eine betende Frau ist verkleidet wie eine friedliche Gottesanbeterin vor der Begattung und sie schaut die Leiche ihres Kindes an, das vor den beiden liegt. Die Heugabel neben dem Mann symbolisiert das Geschlecht des Mannes, der Wagen mit den Reifen das weibliche Geschlecht. Die Getreidetasche auf dem Wagen stellt die sexuelle Position dar.
The Architectonic Angelus of Millet. 1933. Oil on canvas. 73 x 61 cm.
Gala and the Angelus of Millet Preceding the Imminent Arrival of the Conical Anamorphoses,
1933, oil on panel , 24 x 18.8 , National Gallery of Canada, Ottawa
Evocation of the Apparition of Lenin -Partial Hallucination- Six apparitions of Lenin on a Grand Piano, 931, oil on canvas , 114 x 146 c m , Centre Georges-Pompidou Musée National d'Art Moderne, Paris
The Bust of a Retrospective Woman,
1933, 54 x 135 cm , private collection
Meditation on the Harp,
circa 1934, oil on canvas, 67 x 47 cm , Morse Charitable Trust on loan to the Salvador Dalí Museum, St. Petersburg, Florida
The Angelus of Gala,
1935, oil on panel, 32 x 26 cm , The Museum of Modern Art, New York
Archaeological Reminiscence of Millet's Angelus, 1935, oil on panel, 32 x 39 cm
Morse Charitable Trust on loan to the Salvador Dalí Museum, St. Petersburg, Florida
The Railway Station at Perpignan, 1965, oil on canvas, 295 x 406 cm
Museum Ludwig, Cologne
Stereoscopic Composition, Based on Millet's "Angelus" (unfinished),
circa 1978, oil on photographic paper, 51 x 62 cm ,
Figueras, Fundación Gala-Salvador Dalí
Anja tippt auf der Tastatur und liest vor.
Anja: ... Drei Jahre nach dem Krieg ist Gala für acht Jahre nach Frankreich aus Amerika zurückgekehrt. Aber sie besucht Paul und ihre Tochter, die sie gemeinsam haben, nicht. Und ihre Enkeltochter wollte sie auch nicht besuchen. Eine Hure. Sie denkt nicht an die Vergangenheit? Klar, Gala ist Egoistin, gnadenlos. Mitleid kennt sie nicht. Ihre Tochter Cecil ist drei©¬ig Jahre alt geworden. Paul hat Mut gefasst und ihr einen Brief geschrieben, dass Gala sich um ihre Tochter kümmern soll. Aber Gala hatte kein Interesse. Gala ist mit Dalí zusammen nach Spanien zurückgegangen. Schlie©¬lich ist Éluard gestorben, ohne Gala jemals wieder gesehen zu haben. Gala ist auch zu seiner Beerdigung nicht erschienen. Sie hat ihre Tochter auch kaum getroffen. Cecil hat mehrmals versucht, Kontakt zu ihr aufzunehmen, aber Gala hat ihre Mutterrolle verweigert. Gala hat sich von ihrer gesamten Vergangenheit getrennt. Die Tochter Cecil ist später nach Spanien gefahren, um sie zu besuchen. Gala hat ohne einen Grund zu nennen, die Haustür vor Cecils Gesicht geschlossen. Gala mag junge Männer. Sie liebte Sex. Sie ist wie ein wildes Tier, wie Falke oder Adler.
Anja liest ihren Text vor und guckt Claudia nebenbei an und zündet sich eine Zigarette an.
Claudia sitzt am Klavier und schaut wie eine Holzpuppe vor sich hin.
Anja schaut in ihren Monitor und liest weiter vor.
Anja: Dominique Bona hat folgendes geschrieben: Gala und Dalís Ruhm hat ihnen viel Geld gebracht. Sie sind unglaublich reich geworden. Gala kannte ihre Grenzen nicht, wo sie aufhören musste. Gala setzte die Preise von Dalís Bildern zu hoch an. Sie verdienten weiter Geld. Aber Galas Hunger nach Geld blieb. Wenn sie verreisten, hatte Gala immer die Taschen voll Reiseschecks und Bargeld. Gala hatte behauptet, dass man in der Revolution, im Krieg und im Exil überleben muss. Um Geld zu verdienen, hat Dalí hat seine Entwürfe auf Stoffen, Krawatten, Hemden, Teller, Buttermesser, Austerngabeln, Geschirr, Besteck, Cognacflaschen, Aschenbecher, Servietten, Postkarten und Schmuck verkauft..
Anja steht plötzlich auf und geht auf Claudia zu.
„Ich bin verrückt! Ich bin verrückt! ‚Langbehn¡¯ Schokolade!¡°
Dalí ist für diese unsinnige Schokoladenwerbung im Fernsehen aufgetreten und hatte Geld verdient. Dalí mochte junge schöne Männer und Frauen. Er präsentierte nicht nur äu©¬erlichen Luxus. Zu seinen Partys lud er auch Zwerge, Giganten und Bucklige ein. Er verhielt sich wie ein Herrscher. Wenn er nicht malte, brauchte er Theaterstücke um sich zu entspannen. Wenn Dalí bizarre und sensationelle Dinge machte, hasste Gala es. So verging die Zeit. Gala hat gegen die Altersschwäche einen harten und verzweifelten Kampf angefangen, begann ihren Tag mit kalten Duschen. Sie kontrollierte das Essen. Sie nahm unterschiedliche Vitamine und natürliche Salze zu sich. Jeden Morgen machte sie eine Viertelstunde Sport, mehrere Stunden verbrachte sie im Badezimmer und hat ihren ganzen Körper eingecremt. All ihre Bemühungen waren sinnlos. Die Zeit hatte sie gefangen. Als sie 65 Jahre alt geworden ist, hat sie kapiert, dass ihre Haut nicht mehr glatt und straff war. Sie hat sich in die Hände von Schönheitschirurgen begeben und hat sich liften lassen. Danach sah ihr Gesicht wie eine Maske aus, weil die Haut während der Operation überdehnt wurde. Die Farbe der Haut war gelblich geworden. Die Knochen standen ab. Besonders unter dem Wangenbein schrumpfte die Haut extrem. Trotzdem war sie weiterhin hinter jungen Männern her. Männer, die 25 Jahre alt waren, waren für sie Engel. Die jungen Männer haben Galas Begierden erfüllt. 1974 ist Gala 80 Jahre alt geworden. Ihr Körper konnte ihr Alter nicht mehr verbergen. Die Schönheitschirurgen hatten Gala mitgeteilt, dass sie nichts mehr gegen ihr Alter unternehmen konnten. Der Zustand ihrer Haut war katastrophal. Nach mehreren Schönheitsoperationen löste sich ihre Haut ab und entzündete sich oft. Sie musste endlich aufgeben. Gala fing an, ihr Schicksal zu akzeptieren. Gala begann sich vor dem Tod zu fürchten.
Projektion:
Galas Gesicht. Man sieht ihre vielen Falten.
Bühne:
Claudia geht zum Klavier und spielt. Man hört nicht, was sie spielt. Es ist eine andere Musik zu hören.
Musik.
Claudia steht auf und geht traurig auf der Bühne auf und ab.
Anja beobachtet Claudia.
Anja: 1980 zeigt Gala in New York die Symptome der Alzheimer Krankheit. Ihr Blick wird leer. Sie wird aggressiver. Gala hat mit einem Stock auf Dalí eingeschlagen, um ihre Wut zu beruhigen. Auch Dalí schlägt seine Diener und Gäste und schlägt Gala. Gala ist in ihrer Traurigkeit gefangen. Sie schreit wütend und schaut Dali mit leerem Blick an. Gala und Dali isolieren sich immer mehr und gleiten immer mehr in eine Traumwelt ab. Wenn sie sich begegnen, ärgern sie sich gegenseitig und schreien sich an und werden gewalttätig. Sie sind ein betrübtes altes Ehepaar. Die Tochter Cecil hat einen Artikel gelesen, dass ihre Mutter krank ist. Daraufhin reist sie zu Gala. Gala hat erneut abgelehnt, ihre Tochter zu treffen. Die Hure. Gott sei Dank, dass sie zumindest ihr Kind nicht abgetrieben hat.
Anja schaut Claudia an, die hin und her geht.
Eines Tages schrie Dalí morgens. Gala ist mit offenen Augen gestorben. Ihre Leiche wurde konserviert. Es wurde ihr ein rotes Samtkleid angezogen. Ihr Gesicht wurde geschminkt und parfümiert. Ihr dichtes schwarzes Haar wurde mit einem Chanelband dekoriert. Mit einem Chanelband.
Claudia bleibt stehen und schaut Anja an.
Anja spürt Claudias Blick auf sich ruhen.
Anja: Dalí hatte Herzinsuffizienz und ist am 23. Januar 1989 in einem Krankenhaus in Barcelona gestorben.
Nach Galas Tod lebte er noch sieben Jahre. In dieser Zeit hat er niemals ihren Namen erwähnt und wollte auch nichts über sie hören. Der Tod hat sie getrennt. Haben sie sich wohl im Jenseits wieder getroffen? Getroffen?
Claudia nähert sich Anja:
Claudia: Alles okay mit dir? Fühlst du dich gut?
Anja: Mir geht es gut.
Claudia: Komm hierher, leg dich hin, mach kurz Pause. Du brauchst eine Pause, wenn du weiter arbeiten willst. Soll ich dir einen Kaffee bringen oder ein Wasser?
Anja: Mir geht es gut.
In dem Moment klingelt ihr Handy. Anja geht ran.
Anja: Ah, Max, verlass mich nicht. Verlass mich nicht. Bitte, ich hab dich geliebt. Ich habe alles getan, was du wolltest oder? Wenn du von mir verlangtest, dass ich mich ausziehe, dann habe ich es getan. Wenn du wolltest, dass ich dir einen blase, dann habe ich es immer getan. Ich habe dir auch Geld gegeben. Das letzte Honorar vom Verlag habe ich dir komplett gegeben. Als du einen neuen Anzug von Armani wolltest, habe ich dir meine Kreditkarte gegeben.
Claudia lauscht ängstlich Anjas Telefonat.
Während Anja telefoniert, geht sie auf der Bühne auf und ab. Ihr Gesicht zeigt, wie schlimm für sie das Telefonat ist.
Anja: Du hast mich gezwungen, Drogen zu nehmen. Und als du in meinen Arm gespritzt hast, habe ich es für dich ertragen. Und jetzt betrügst du mich und triffst eine andere Frau. Du Schei©¬kerl! Du bist ein Stra©¬enköter. Äu©¬erlich bist du schön, aber innerlich bist du verdorben. Es riecht nach Schei©¬e. Was ich dir nicht verzeihen kann, ist, dass du meine Schwester angemacht hast. Und du hast das Kind meiner Schwester abtreiben lassen.
Claudia ist total schockiert über das Telefongespräch, das Anja führt. Claudias Körper verkrampft sich. Sie kauert sich zusammen und hält sich die Ohren zu und zittert am ganzen Körper.
Anja: Du Schei©¬kerl, du hast mich und meine Schwester betrogen und das Kind abtreiben lassen. Geh mit deinen Frauen. Ich werde auch andere Männer haben. Hast du von Gala gehört? Sie ist eine starke Frau. Sie ist wie eine Metallsehne. Sie würde dich wie Dreck mit dem Zeh zerdrücken. Ich werde ab jetzt Gala sein. Gala hat junge Männer gejagt. Selbst als sie sechzig, siebzig, achtzig war, hat sie weiterhin schöne Männer gejagt. Was, du willst auflegen? Nein bitte, bitte nicht, du Schwein. Du denkst gar nicht daran, was du mir angetan hast. Jetzt machst du mir Vorwürfe, du Schwein.
Claudia kauert sich immer noch zusammen und zittert am ganzen Körper.
Anja schreit: Ich kann dich töten, ich werde dich töten. Wo bist du jetzt? Wo? Gut, ich komm zu dir und töte dich, bleib da.
Anja wirft ihr Handy weg, zieht ihre Jacke an und will gehen.
Claudia steht auf folgt Anja und hält sie fest.
Claudia: Anja, wo willst du hin, Anja?
Anja verschwindet schnell.
Claudia ist sehr unruhig.
Das Handy klingelt.
Claudia schaut auf das Handy am Boden als wäre es ein hässliches, gro©¬es Insekt.
Das Handy klingelt weiter.
Claudia geht langsam zum Handy. Ungeschickt hebt sie das Handy auf. Sie zögert, ob sie rangehen soll. Das Klingeln hört auf.
Zur gleichen Zeit:
Man hört die Bremse eines Autos und das Zersplittern eines Fensters. Claudia erschreckt sich und das Handy fällt ihr aus der Hand. Die Bühne wird dunkel. Nur noch ganz schwaches Licht.
Claudia geht pausenlos auf und ab. Sie bewegt sich wie Anja sich während dem Telefonat bewegt hat, schnell und langsam.
Claudia flüsternd und manchmal leidenschaftlich.
Claudia: Menschen wandern au©¬erhalb ihrer Grenzen. Der Mensch ist zum Tier geworden. Der Mensch sucht nach ungewissen Wegen und Orten und erinnert sich nicht. Alle Wege und Orte sind heilig. Sie müssen vor allem lebendig bleiben. Dort können wir bleiben. Wenn der Ort eine lebhafte Zeit findet, dann können wir dort bleiben. Egal ob es ein Objekt, oder ein Herz, oder ein Geist, oder eine Landschaft ist. Wo bin ich? Ist hier ein lebendiger Ort?
Claudia bleibt stehen und schaut sich um.
Claudia: Kann ich an diesem Ort leben?
Mit bedrücktem Ausdruck schaut sie sich im Zimmer um.
Claudia: Was ist in mir? Wer bin ich? Ich bin in mir gefangen. Ich bin weder ein Mann noch eine Frau. Ist unsere Liebe wach? Als ich dich gesehen hatte, hat mein Herz geklopft. Claudia dreht sich um.
Claudia: Jetzt muss es nach Mitternacht sein. Anja, du bist barfuss, trittst auf Glassplitter. Wenn du mich nicht verstehst, ist es nicht meine Absicht. Du bleibst immer vor der Tür. Du willst mich nicht verstehen. Wenn du nicht verstehst, was ich gesagt habe, ist das nicht mein Fehler. Aber zwischen uns gab es ein Geheimnis. Ich durfte das Geheimnis nie erfahren. Ich wei©¬, dass man das Innere nicht sehen kann. Die Seele ist unantastbar.
Claudia bleibt plötzlich stehen und sie schaut in die Ferne.
Claudia: Suchen wir einander?
Sie dreht sich schnell und schaut nach vorne.
Claudia: Ich höre, dass mich jemand ruft. Warte ich auf Jemanden? Ja, jemand hat mich eben gerufen. Ja, ich habe den Ruf gehört. Woher?
Claudia schaut hin und her. Sie legt ihr Ohr an den Fu©¬boden. Sie steht auf.
Claudia: Ja, ja, stimmt genau. Wenn man stirbt, verwandelt sich das Wasser. Es wird zu Nebel, dann zu Regen und wird dann zu einem Meer.
Sie legt ihr Ohr wieder an den Fu©¬boden.
Claudia: Ja, ich höre das Geräusch des Wassers unter der Erde. Das Geräusch ruft mich. Wenn ich dem Geräusch folgen würde, würde ich zu einem Meer werden. Wenn ich zum Meer werden würde, könnte ich zum Wind werden, der im Sommer die Blumen verbreitet und im Herbst die Blumen verblühen lässt. Dann würde ich als Wind verwandelt auf der ganzen Welt wandeln und zu armen Leuten gehen und ihnen Warmherzigkeit geben. Ich könnte einen sehr langen Weg gehen. Ich könnte Wolken erzeugen. Wenn es schneit, würde ich mich in eine Schneeflocke verwandeln und würde die ganze Welt in eine wei©¬e Blume verwandeln lassen?
Claudia langsam.
Claudia: Wenn man in der Welt lebt, erlebt man oft Traurigkeit. Die Leute weinen wegen ihren traurigen Geschichten. Die Tränen verwandeln sich zum Meer.
Claudia dreht sich um.
Claudia: Es hat mich eben jemand gerufen. Anja, Anja? Meine liebe Anja? Wer hat mich gerade gerufen. Hat Anja mich gerufen? Oder wer sonst? Jemand hat mich gerufen. Wer? Wer ruft mich? Wer bist du? Wer bist du? Antworte! Hörst Du mich nicht? Wer bist du? Wer? Komm raus! Komm raus! Wer bist du? Wer bist du? Antworte!
Claudia kommt entschlossen nach vorne.
Dunkel.
Das Geräusch von flie©¬endem Wasser. Lange Zeit.
Das Geräusch von tropfendem Wasser.
Pause.
Claudia liegt auf dem Boden.
Pause.
Klingeln.
Claudia erschrickt und richtet sich auf. Das Klingeln des Festnetztelefons ertönt weiter.
Claudia nimmt vorsichtig den Hörer ab. Die Stimme eines Mannes.
Hallo, Hallo, ist das bei Anja Lacasa?
Claudia ist ängstlich.
Claudia: Ja richtig, das ist bei Anja Lacasa.
Telefonstimme: Hier ist die Polizei Berlin Mitte: Gehören Sie zur Familie?
Claudia überrascht: Ja.
Telefonstimme: Ist die Adresse Kremmener Strasse 14 richtig?
Claudia: Ja, richtig.
Telefonstimme: Alles klar. Frau Lacasa wäre beinahe von einem Auto angefahren worden.
Claudia: Was? Hat sie sich verletzt?
Telefonstimme: Nein, sie ist nicht verletzt. Nachdem wir ihre Daten aufgenommen haben, haben wir ihr angeboten, sie ins Krankenhaus zu fahren. Aber sie wollte nicht. Sie wollte alleine hin gehen. Das war vor zwei Stunden.
Claudia: Danke, dass sie mich informiert haben.
Claudia legt den Hörer auf und schaut an die Decke. Fassungslos bleibt sie stehen. Sie geht langsam zu Anjas Tisch. Sie berührt die Gegenstände auf Anjas Tisch. Sie nimmt die Zigarettenschachtel und holt eine Zigarette heraus und riecht daran und steckt sie in ihre Tasche. Sie nimmt Anjas Schal und vergräbt ihr Gesicht darin und riecht daran.
Claudia ruhig: Es tut mir weh, wenn ich dich anschaue, Anja. Du bist allein und einsam. Du bei©¬t in blutgetränkte Blumenblätter und weinst dabei. Warum kannst du dein Leiden nicht mit mir teilen? Ich liebe Dich. Meine Liebe ist so tief zu dir. Warum bist du alleine in einen schwarzen Wald gerannt? Du hast alleine ein eisiges Haus gebaut und dich darin versteckt. Du sitzt allein in einem lichtlosen Zimmer. Wie hältst du es dort aus? Wozu haben wir uns überhaupt getroffen? Das war nicht meine Absicht. Sowieso, wir können uns ergänzen. Aber ich liebe dich, Anja. Du kannst nicht sagen, zwischen uns sei nichts passiert.
Claudia wickelt den Schal um. Anja kommt rein.
Claudia erfreut.
Claudia: Anja, ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht. Geht es dir gut?
Anja schaut Claudia sprachlos an.
Sie nimmt den Schal, den Claudia sich umgewickelt hat. Sie wirkt kalt und streng. Sie geht zum Tisch.
Claudia: Anja, ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht!
Anja dreht sich zu Claudia und schaut sie scharf an.
Anja: Mach dir keine Sorgen! Ich muss an meinem Roman schreiben. Ich möchte nicht gestört werden. Niemand darf mich bei der Arbeit stören.
Claudia mit trauriger Stimme.
Claudia: Anja, ich störe dich nicht. Ich spiele kein Klavier, wenn du an deinem Roman schreibst. Und...
Anja: Und?
Claudia: Ich, ich liebe dich!
Anja schaut Claudia scharf an.
Anja: Ja, ich dich auch! Aber ich muss meinen Roman schreiben. Ich möchte jetzt allein sein.
Claudia: Anja, du liebst mich nicht, oder? Du liebst mich nicht wirklich, oder?
Anja: Wirklich?
Anja lacht.
Claudia schämt sich. Sie senkt den Kopf.
Anja: Heute quälen mich die Menschen nur. Manche Jungs versuchen, mich zu ficken. Manche Männer fliehen vor mir, wenn ich ihnen Sex anbiete. Das Auto ist mir ausgewichen. Und du sprichst nur über die Liebe, Liebe, Liebe, Liebe.
Claudia kraftlos.
Claudia: Ich verstehe. Es ist mein Fehler. Ich lasse dich in Ruhe.
Anja dreht sich mit kaltem Gesicht um. Sie sitzt am Tisch. Sie schaltet den Laptop ein und fängt an zu tippen.
Claudia schaut Anja an und weicht zurück. Sie setzt sich auf den Klavierstuhl.
Anja wirkt plötzlich sehr erregt. Anja im Befehlston.
Anja: Claudia, die Nachricht, dass Israel den Gazastreifen angreift und die Palästinenser ermordet, ist uninteressanter, als dass der FC Bayern das Fu©¬ballspiel gegen Werder Bremen gewonnen hat. Oder?
Claudia schaut Anja an.
Anja: Claudia, ich bin ab jetzt Gala. Du kannst die Rolle von Dalí einnehmen. Oder du spielst Gala und ich bin Salvador Dalí. Wähle aus. Schnell.
Claudia zögert.
Claudia: Ich bin Claudia. Du bist Anja. Ich bin weder Gala noch Dalí.
Anja wütend.
Anja: Ich bin keine schwache Frau. Ich bin nicht Anja, die den Mann nicht vergessen kann, der sie betrogen hat. Ich bin Gala. Sei du Salvador Dalí!
Claudias Gesicht drückt Mitleid aus.
Claudia: Anja, wach auf! Ich bin weder Dalí noch Gala. Ich bin Claudia. Ich bin die Claudia, die dich liebt.
Anja hartnäckig.
Anja: Nein, ich bin Gala. Und du bist Dalí.
Claudia zögert.
Anja gibt Claudia plötzlich eine Ohrfeige.
Anja: Los, ich bin Gala. Du bist Dalí. Ich bin nicht die schwache Frau Anja, sondern die kaltblütige und berechnende Frau. Sexsüchtige Gala! Ich bin nicht mehr die Anja, die ihren Exfreund nicht vergessen kann, der sie betrogen hat. Du musst gehorsam sein. Du bist Dalí, der dem Befehl von Gala gehorcht. Knie dich auf den Boden! Schnell. Vor meine Fü©¬e!
Claudia kniet sich vor Anjas Fü©¬e.
Anja: Krieche vor mir wie ein Hund. Schnell!
Anja gibt Claudia eine Ohrfeige.
Anja: Krieche jetzt.
Claudia kriecht um Anja mit Hundehaltung herum.
Anja: Belle wie ein Hund! Schnell, Schnell!
Claudia umarmt plötzlich Anja. Anja lässt sich umarmen.
Beide weinen lautlos.
Pause.
Dunkel.
Musik.
Anja geht zum Tisch. Die Aufmerksamkeit noch auf Claudia gerichtet, nimmt sie das Telefon und ruft jemanden an. Niemand antwortet.
Claudia beobachtet alles. Anja wählt erneut, diesmal eine neue Nummer und sucht in der Tasche nach etwas. Sie holt eine Spritze aus der Tasche. Sie spritzt sich was in den Arm. Sie krümmt sich zusammen. Claudia stürmt zu Anja.
Claudia: Anja, was machst du gerade? Das geht nicht.
Claudia versucht ihr die Spritze weg zu nehmen. Anja sticht die Spritze in Claudias rechte Schulter.
Claudia schreit. Sie nimmt die Spritze aus ihrer Schulter und wirft sie weg.
Anja ist selbst erschrocken über das, was sie gerade getan hat. Claudia geht zu Anja.
Claudia: Ich bin hier. Hier bin ich.
Anja: Ich wei©¬. Ich wei©¬.
Anja legt ihren Kopf auf Claudias Schulter.
Pause.
Anja: Ich kann nicht Gala sein. Ich wei©¬ gar nicht mehr, ob ich den Roman über Gala beenden kann. Ich habe Angst vor Gala. Sie ist wie ein Tier. Sie ist kein Mensch. Dreckig.
Claudia umarmt Anja fest.
Anja hebt ihren Kopf zu Claudia.
Anja: Komm, küss mich!
Claudias Gesicht ist ganz nah an Anjas.
Anja zieht Claudias Kopf zu sich heran. Sie will sie küssen, aber Anja stö©¬t Claudia von sich weg.
Anja hebt plötzlich ihre Nase in die Luft und riecht. Sie riecht an Claudias Arm, ihren Haaren.
Anja: Du riechst nach einem Mann. Wer ist er? Was für ein Mann ist er? Sprich! Sag es ehrlich!
Claudia ist verwirrt.
Claudia: Was ist los, Anja? Was meinst du?
Anja stö©¬t Claudia wieder von sich weg.
Anja: Du hast mich angelogen.
Claudia: Ich hab dich nicht angelogen.
Anja tobt. Sie schreit.
Anja: Nein, du hast mich angelogen!
Claudia: Nein, nein!!
Anja: Hast Du mich angelogen?
Claudia: Nein, nein!
Anja: Ja!
Claudia: Nein!
Anja: Du bist abscheulich! Du hast mich angelogen!
Claudia: Sag das bitte nicht, Anja, ich habe Angst!
Claudia kriecht zu Anja und umarmt sie.
Anja weicht zurück.
Claudia versucht, Anja fester zu umarmen. Sie umarmt Anja.
Claudia: Anja, habe ich eben einen Teufel getroffen?
Anja löst sich aus der Umarmung.
Anja: Sag die Wahrheit! Du interessierst dich für Männer! Du hast mit allen Männern geschlafen. Du hast mich angelogen. Ich rieche es! Was für ein Mann ist es? Wer ist es? Sprich! Sag es ehrlich! Sofort!
Sie zwingt Claudia aufzustehen und schaut sie scharf und prüfend an. Wie bei einem Verhör.
Anja: Wann war es? Wo und mit wem? Wie lange? Wie viele Stunden und wie viele Minuten hast du den Schwanz von dem Kerl gelutscht?
Hysterisch.
Anja: Du hast es getan. Du hast gelutscht. Oder? Antworte jetzt sofort! ANTWORTE! JETZT! WER IST ES? WER? WER?
Sie führt Claudia zum Flügel. Sie öffnet den Deckel des Flügels.
Anja: Du hast nicht Klavier geübt – nicht in Paris und auch nicht in Berlin. Du hast nur an Sex mit Männern gedacht. Jetzt musst du Klavier spielen. Klavier üben. Jetzt sofort! Los!
Anja drückt Claudia auf die Tastatur des Flügels und nimmt dann ihre Unterarme und führt sie.
Anja entfernt sich von Claudia, geht zum Tisch und sucht ihr Handy. Sie wählt eine Nummer. Niemand antwortet.
Anja: Ich töte ihn nun endlich.
Anja geht von der Bühne ab.
Claudia liegt auf der Tastatur des Flügels. Sie ist schockiert. Sie ordnet ihre Kleidung und schaut sich im Raum um. Sie realisiert, dass Anja weg ist. Sie geht ab.
#1
Eine Strasse am frühen Morgen. Vor einem Schaufenster.
Claudia schreit verzweifelt auf der Strasse: ANJA, ANJA, ANJA, ANJA!
Sie sitzt vor dem Schaufenster auf dem Boden und raucht eine Zigarette. Sie hustet und wirft die Zigarette weg. Sie schluchzt.
Bühne:
Claudia entdeckt in Anjas Schublade eine Menge Spritzen. Sie wirft die Spritzen auf den Boden und zerstört sie mit dem Fu©¬. Claudia geht entschieden zum Flügel. Sie sitzt auf dem Klavierstuhl. Sie übt Klavier. Man hört es erst später.
Dunkel.
Musik.
Die Bühne wird hell. Claudia sitzt auf dem Flügel. Anja sieht furchtbar aus. Sie raucht pausenlos und hustet und läuft um den Flügel. Manchmal schaut sie ängstlich zum Klavier. Claudias und Anjas Blick treffen sich unerwartet. Sie bewegen sich nicht.
Dunkel.
Die Projektion: Bilder wechseln sich in blitzschneller Geschwindigkeit ab. Anja und Claudia spazieren in der Natur. Sie sehen glücklich aus.
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